Shingrix®-Impfung gegen Gürtelrose – warum es kompliziert bleibt (Stand 24.11.2025)
Gürtelrose ist eine Reaktivierung der Windpockenviren, mit denen sich viele von uns im Kindesalter infiziert haben.
Eine Gürtelrose heilt meist wieder folgenlos ab, kann aber sehr schmerzhaft sein. Und manchmal bleiben anhaltende Nervenschmerzen zurück, die die Lebensqualität deutlich einschränken können.
Um davor zu schützen, gibt es den Impfstoff Shingrix®. Er ist ein sogenannter Totimpfstoff, das heißt: Es werden keine lebenden Viren
geimpft.
Was für die Impfung spricht
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Shingrix®
- für alle Menschen ab 60 Jahren als Standardimpfung
- ab 50 Jahren bei bestimmten Grunderkrankungen (zum Beispiel Rheuma, geschwächtes Immunsystem)
In diesen Fällen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten.
In Studien zeigt Shingrix®:
- Deutlich weniger neue Fälle von Gürtelrose
- Weniger schwer verlaufende Verläufe und weniger lang anhaltende Nervenschmerzen
Die Schutzwirkung hält nach heutigem Stand mehrere Jahre an, nimmt aber mit der Zeit etwas ab.
Was die Entscheidung schwierig macht
Ganz einfach ist die Sache trotzdem nicht:
- Häufige und teils starke Impfreaktionen
Shingrix® ist insgesamt im Vergleich zu anderen Impfungen wie Tetanus & Co deutlich schlechter verträglich. Viele Geimpfte berichten über
- starke Schmerzen an der Einstichstelle
- Abgeschlagenheit, Muskel- und Gliederschmerzen
- vorübergehende Einschränkung der Alltagsaktivitäten.
(Einige Patienten berichten, es habe sie „einige Tage umgehauen“.)
- Diese Beschwerden sind in der Regel zeitlich begrenzt, können aber sehr unangenehm sein. Außerdem ist eine sehr seltene, bisweilen jedoch sehr
ernste Nervenentzündung (Guillain-Barré-Syndrom) als mögliche Nebenwirkung bekannt.
- Wenn schon einmal eine Gürtelrose da war
Lange war unklar, ob Menschen mit bereits durchgemachter Gürtelrose überhaupt von der Impfung profitieren oder ob das Risiko für eine erneute Erkrankung (ein sogenanntes Rezidiv) eher steigt.
Neue Daten zeigen nun:
- In einer guten Studie kam es nach Shingrix® nicht häufiger zu gesicherter erneuter Gürtelrose als ohne Impfung.
- In großen Beobachtungsdaten scheint die Impfung auch bei früherer Gürtelrose das Risiko für einen erneuten Schub und für Komplikationen zu senken –
allerdings weniger deutlich als bei Menschen ohne Zoster in der Vorgeschichte.
- Für Sonderfälle wie Zoster am Auge (Zoster ophthalmicus) bleiben Unsicherheiten bestehen. Hier ist eine besonders
sorgfältige individuelle Entscheidung wichtig.
- Offene Fragen zur Langzeitwirkung
Wir haben inzwischen deutlich mehr Erfahrung als 2018, aber nicht alle Fragen sind beantwortet: Wie lange hält der Schutz wirklich an? Wird eine Auffrischung nötig sein, und wie wird sie vertragen?
Hier fehlen weiterhin endgültige Antworten.
Unsere Haltung in der Praxis Drususallee
Wir sind grundsätzlich für Impfungen, jedoch nicht unkritisch. Das heißt konkret:
- Wir bieten die Impfung mit Shingrix®an, wenn Sie nach Aufklärung eine bewusste Entscheidung dafür treffen.
- Die Kostenübernahme Ihrer Krankenkasse richtet sich nach den STIKO-Empfehlungen (ab 60, bzw. ab 50 mit bestimmten Risiken).
- Wir sprechen mit Ihnen offen über Nutzen, mögliche Nebenwirkungen und die noch bestehenden Unsicherheiten.
Besonders vorsichtig und eher zurückhaltend sind wir deshalb
- bei Menschen, die bereits eine Gürtelrose hatten (weil gerade dann die Schutzwirkung deutlich weniger ausgeprägt ist, als bei anderen Personen und
gerade diese Menschen fragen nach der Impfung, um eine erneute Erkrankung zu verhindern)
- bei Zoster am Auge oder anderen speziellen Risikosituationen
- bei Patientinnen und Patienten, die sehr empfindlich auf Impfungen reagieren oder bei denen die Impfreaktionen voraussichtlich stark belasten
würden
Hier schauen wir im Einzelfall gemeinsam mit Ihnen:
Wie war Ihr bisheriger Verlauf? Wie hoch ist Ihr persönliches Risiko? Wie wichtig ist Ihnen ein zusätzlicher Schutz – und wie viel Impfreaktion sind Sie bereit in Kauf zu nehmen?
Was heißt das für Sie ganz praktisch?
- Wenn Sie die Impfung möchten:
Wir klären Sie ausführlich auf und Sie können sich mit Shingrix® in unserer Praxis impfen lassen.
- Wenn Sie unsicher sind:
Wir nehmen Ihre Bedenken ernst und entscheiden nichts „zwischen Tür und Angel“. Sie sollen am Ende verstehen, warum Sie sich für oder gegen die Impfung entscheiden – und sich mit dieser Entscheidung
wohlfühlen.
- Wenn Sie sich gegen die Impfung entscheiden:
Auch das respektieren wir. Dann besprechen wir mit Ihnen, was Sie sonst tun können, um Ihr Immunsystem zu stärken und im Falle einer Gürtelrose frühzeitig gegenzusteuern.
Wie immer gilt:
Wenn Sie Fragen haben oder merken, dass Sie mit der Entscheidung ringen, sprechen Sie uns bitte an. Wir nehmen uns Zeit für ein ehrliches, verständliches Gespräch.
Ihr Team der Praxis Drususallee