Vorab: Wir setzen auf moderne Medizin und moderne Technik. Wir sind offen für Neues. Wir haben in den letzen Jahren ständig viel Zeit und Geld in die Aktualisierung von Hard- und Software investiert und sind regelmäßig auf Fortbildungen, um für unsere Patienten auf dem neuesten medizinischen und organisatorischen Stand zu sein.
Sie sehen am Beispiel unserer Praxishomepage (aktuell etwa 7.000, in Pandemiezeiten über 10.000 Besucher im Monat), dass wir für digitale Themen offen sind und damit gut umgehen können. Das wir Vieles richtig machen, sehen wir auch an den gut funktionierenden Abläufen in der Praxis, geringen Wartezeiten trotz hoher Patientenzahlen, und, und, und…
Dennoch werden wir weder e-Rezept noch e-Akte einführen. Grund sind die „digitalen Gesundheitslügen“: Es wird allen Beteiligten immer versprochen, dass die elektronischen Gesundheitslösungen „sicher, stabil und vereinfachend sind“. Nichts davon trifft zu. Was im und vom Ministerium blumig versprochen wird, funktioniert „im echten Leben“ so nicht.
Das e-Rezept wird oft so beworben, als könne das es ohne Arztkontakt ausgestellt werden. Das stimmt nicht. Wäre das möglich, könnte man ja ganz auf die Rezeptpflicht verzichten und die Präparate frei verkäuflich vertreiben. Der verordnende Arzt muss sich regelmäßig von der weiteren Notwendigkeit, Verträglichkeit etc. überzeugen und ggf. die Medikation anpassen.
Ausserdem wird es immer so dargestellt, als könnte das e-Rezept ohne Vorlage der Versichertenkarte ausgestellt werden. Das ist auch nicht korrekt, denn nur durch das Einlesen der Karte kann überprüft werden, ob die Versicherung noch Kostenträger ist. Hat der Patient die Kasse gewechselt, wird das nicht automatisch irgendwo gemeldet und der Arzt stellt das Rezept fälschlicherweise auf die Alte Versicherung aus. Diese wird die Kosten für das falsch ausgestellte Rezept dann dem Arzt in Rechnung stellen. Kein Arzt, der das weiß, wird das so machen.
Weiteres Beispiel gefällig? - Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (e-AU) wurde ebenfalls als großer Wurf angekündigt, der alles für alle vereinfachen sollte. Doch für die Arztpraxen ist nur ein zusätzlicher Mehraufwand, eine zusätzliche Arbeitsweise entstanden, parallel zur bisherigen Arbeitsweise. Mit sehr viel zusätzlicher Arbeit in allen Praxen (siehe Bericht der Tagesschau).
Diese enorme Mehrarbeit ist entstanden, weil auch jetzt (mehr als ein Jahr nach der Einführung) noch mehr als die Hälfte der Patienten neben der elektronischen AU auch noch eine in Papierform benötigt. Entweder, weil die Datenübermittlung über die zentralen Server an die Krankenkassen nicht klappt, oder der Arbeitgeber die hohen Kosten für die Abfrage per DATEV (für jede einzelne Abfrage werden 15 Euro in Rechnung gestellt) scheut, oder weil der Arbeitgeber trotz gesetzlicher Verpflichtung technisch immer noch nicht dazu in der Lage ist. Kleine Anekdote am Rande: Der Staat hat die e-AU nicht nur beschlossen, sonder ist als einer der größten Arbeitgeber immer noch nicht in der Lage, für die vielen Tausend Polizisten die e-AU umzusetzen. Er gestattet sich selbst großzügig eine Ausnahmeregelung, während der Handwerksmeister von nebenan für seine drei Angestellten das Verfahren umsetzen MUSS.
Für die e-AU müssen in den Arztpraxen spezielle Ausweise und Zertifikate für jede Insellösung beantragt werden, alles benötigt regelmäßige Updates, die danach regelmäßig Probleme auslösen und viel Zeit und Technikereinsatz erfordern. Stabilität? - Fehlanzeige! - Vereinfachung? - Nein! - Sicherheit? Bedingt. Es gibt bisher keine komplette EDV-Lösung. Alles ist Stückwerk. Medizinische Fachangestellte und Ärzte baden das jeden Tag aus.
Das alles kostet die Arztpraxen nicht nur viel Geld und Nerven, sondern auch Zeit.
Zeit, die für die Versorgung von Patienten dann fehlt. Denn der Ärztemangel ist zunehmend ein Problem. Wir haben täglich Anfragen von Patienten, die wir nicht aufnehmen können, weil wir jetzt schon zu viel ärztliche Arbeitszeit für unsinnige Bürokratie vergeuden. Deutschlandweit.
Das belegt auch eine Befragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Diese ergab unter anderem, dass „nur 30 Prozent der Arztpraxen, die bereits Erfahrungen mit der e-AU gemacht haben, berichteten, dass das Ausstellen und der Versand der e-AU bis auf kleinere Probleme gut laufe“.
Daher haben wir uns in der Praxis Drususallee entschieden, alles darauf auszurichten, möglichst viel unserer Arbeitszeit für die Patienten einzusetzen und nicht immer mehr vom Patienten weg am PC zu arbeiten.
Ähnlich wie bei der e-AU wird auch das e-Rezept eben nicht eine vereinfachte stabile Alternative zum Papierrezept sein, sondern nur eine instabile, aufwändige zusätzliche Aufgabe. Eine umfangreiche Erprobung hat bisher nicht stattgefunden. Stattdessen soll nun mit der Brechstange der Versuch im Echtbetrieb erzwungen werden.
Wem nutzt das e-Rezept?
Das e-Rezept hilft vor allem in den Apotheken, dort die administrativen Dinge zu vereinfachen und die Abläufe zu beschleunigen (daher machen die Apotheken gerade viel Werbung für das e-Rezept). Das ist den Menschen, die dort arbeiten gegönnt. Wir haben jedoch weder die Zeit noch Veranlassung, deren Arbeit auf Kosten der Patienten zu erledigen.
Ausserdem sollen mit e-Rezept und e-Akte Daten für „die Forschung“ anonymisiert der Industrie zur Forschung zur Verfügung gestellt werden. Über die Datenschutzprobleme bei e-Rezept und e-Akte haben kluge Menschen vom CCC Einiges veröffentlicht.
Daher haben wir uns entschieden das e-Rezept erst umzusetzen wenn...
Bis dahin werden wir in der gewohnten Form für Sie da sein.
Ihr
Team der Praxis Drususallee
PS: Das Ziel, am 1.7.2023 zu Beginn des Quartals mit dem e-Rezept durchzustarten ist gründlich schief gegangen. Lesen Sie hierzu den Artikel der Ärztezeitung. Während die Software der e-Rezepte nicht funktionierte, konnten bei uns alle Rezepte „ganz normal“ ausgestellt werden.